Kultur

Die Pflanze
Der Hopfen (Humulus Lupulus L.) ist eine zweihäusige Kletterpflanze und zählt zu den Hanfgewächsen. Die Pflanze wächst bis zu 8 Meter hoch und wird, auf Grund der klimatischen und bodentechnischen Gegebenheiten fast ausschließlich zwischen dem 35. und 55. Breitengrad in mehr als 50 Ländern angebaut. Dolden werden ausschließlich von weiblichen Pflanzen gebildet.

Von der Stangenkultur zur Gerüstanlage
In Deutschland wurde der Hopfenbau über 1.000 Jahre lang als sogenannte „Stangenkultur“ betrieben. Neben jeden Wurzelstock wurde also eine bis zu 9 Meter lange Fichtenstange im Boden verankert, um die sich die Pflanze winden musste. Die Stangen wurden dabei bei der Ernte mit entfernt und mussten somit jedes Jahr neu gesetzt werden. Weitere Nachteile waren unter anderem eine schlechte Durchlüftung der Pflanzen und die Einnistung von Schädlingen im Holz.
Mit der Ausweitung des Hopfenbaus in der Hallertau, setzten sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts vermehrt die sogenannten „Gerüstanlagen“ durch; auch in anderen Anbaugebieten, wie z.B. Spalt, Tettnang England oder das Elsass, wurden Gerüstsysteme eingeführt, die sich den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort anpassten. In China haben sich beispielsweise „Niedriggerüstanlagen“ mit einer Höhe von 1,80 bis 2,50 Metern durchgesetzt.
Heute sind es die „Weitspanngerüste“, an denen sich die Hopfenreben hinaufwinden. Die noch immer vorherrschenden Säulen aus Kiefern oder Fichten mit einer Höhe von 9 bis 10 Metern, werden, auf Grund von ökologischen Bedenken gegen die verwendeten Holzschutzmittel, immer mehr von langlebigen Betonsäulen ersetzt.

Aufdecken, Anleiten, Pflücken
Nachdem die Pflanzen im Frühjahr aufgedeckt und anschließend geschnitten werden, windet man je Stock jeweils nur zwei bis drei Triebe im Uhrzeigersinn um den zuvor aufgehängten und im Boden befestigten Draht. Vor allem nach Wind- oder Sturmschäden ist oftmals ein Nachleiten notwendig. Nun hat die Pflanze bis Johanni (24. Juni) Zeit, die Gerüsthöhe zu erreichen. Mit dem notwenigen Niederschlag und reichlich Sonnenschein beginnt die Pflanze dann zu blühen und bildet nach ca. drei bis vier Wochen Dolden aus. Nach weiteren zwei bis drei Wochen kommt es dann zur Pflücke.

Die Pflücke, damals und heute
Wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Ernte noch vorwiegend allein von der Bauernfamilie bewältigt, so kamen mit dem Aufschwung des Hopfenanbaus Ende des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1960er Jahre zu Spitzenzeiten an die 200.000 Erntehelfer, die sogenannten „Hopferzupfer“ aus den ärmeren Regionen in die bayerischen Anbaugebiete. Der Hopfen wurde im Hopfengarten per Hand gepflückt – eine romantische Zeit, an die sich die älteren Hopfenzupfer noch heute sehr gerne erinnern.                 Das deutsche Wirtschaftswachstum in den 1950er Jahren führte jedoch zu einem erheblichen Arbeitskräftemangel und machte den vermehrten Einsatz von Hopfenpflückmaschinen notwendig. Die Erste Hopfenpflückmaschine wurde bereits 1878 von einem Amerikaner erfunden und wurde auf Grund eines deutschen Patents in Nürnberg hergestellt. Auch die Firma Wolf aus der Hallertau gehörte zu den ersten Erfindern.
Heute werden die im Hopfengarten abgeschnittenen Reben auf dem Anhänger zum Hof gebracht und dort in die Pflückmaschine eingehängt, wo die Dolden gepflückt und gereinigt werden. Anschließend kommen sie zur Trocknung in die sogenannten Hopfendarren, um dann, nach entsprechender Konditionierung, verpackt und zu den Siegel- und Abwaagestellen gebracht zu werden.

Entwicklungen in USA, England
Die USA sind die zweitgrößte Hopfennation weltweit. Während mit den ersten Siedlern ab dem 17. Jahrhundert Hopfen vor allem im Osten des Landes angebaut wurde, wird heute Hopfen vor allem in Washington, Oregon und Idaho kultiviert. Zu Beginn der Besiedelung sammelten die Neuankömmlinge wilden Hopfen im Wald, bis sie ihn schließlich als Gartenkultur selbst anbauten. Angeblich gelangten im Jahre 1628 erste Hopfenfechser aus England auf den neuen Kontinent bis mit der Ankunft deutscher Siedler auch deutsche Hopfensorten ins Land kamen. Aktuell beträgt die Hopfenanbaufläche in des USA 22. 952 Hektar.

Die genauen Anfänge des Hopfenbaus in England liegen, wie auch in der Hallertau, im Dunkeln. Verschiedenen Quellen zu folge, sollen zwischen 1511 und 1549  flämische Siedler die ersten Hopfenpflanzen auf die Insel gebracht haben. Anfänglich unterschieden die Engländer strikt zwischen „Beer“, das mit Hopfen und „Ale“, das ausdrücklich ohne Hopfen gebraut wurde. Gegen Hopfen im Bier gab es interessanterweise lange Zeit Vorbehalte, weil „derselbe den Geschmack des Getränkes verderbe und das Volk in Gefahr brächte“. Jedoch gibt es auch andere Quellen, nach denen eine Kultivierung des Hopfens in England bereits im Mittelalter möglich wäre und das Wissen darüber bis ins 16. Jahrhundert schlicht und einfach in Vergessenheit geraten sei.
Es gibt Belege, dass Englischer Hopfen bereits im Jahre 1750 vor allem nach Deutschland exportiert worden sei. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Großbritannien zum wichtigsten Importland von Hopfen , nicht zuletzt aus Deutschland. Bei guter Ernte kann die englische Hopfenwirtschaft, die vorwiegend in Kent und Herefordshire betrieben wird, heute etwa 2/3 des einheimischen Bedarfs decken.

 

Quelle Fotos: privat, Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach